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Bescheiden leben und mit 40 in Rente gehen?

Wie der FIRE-Lifestyle funktioniert und warum er in der Kritik steht

Sie führen ein bescheidenes Leben, um nicht mehr arbeiten zu müssen – das ist der FIRE-Lifestyle. Der Plan vom Sparen kann aufgehen, wird aber auch kritisch gesehen. Wir erklären FIRE, in einfach.

June 16, 2022
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Lesezeit 2 min.

💎 Warum interessiert mich das?

Ab 40 nie wieder arbeiten? Eigentlich unvorstellbar. Aber manche junge Erwachsene widmen diesem Ziel ihr Leben. FIRE-People wollen mit 30 oder 40 Jahren in Rente – aber nicht, weil sie ihren Job nicht mögen, sondern weil sie finanziell unabhängig sein wollen.

FIRE hat eigentlich nichts mit 🔥 zu tun, sondern ist die Abkürzung für “financial independence, retire early”, zu Deutsch: früh in Rente gehen, durch finanzielle Unabhängigkeit.

FIRE-Menschen gönnen sich nicht viel, damit sie nach ein paar Jahren genug Geld angehäuft haben, um sich richtig viel Freizeit leisten zu können. Das bedeutet: Finanzen im Blick haben und stetig Geld anlegen, anstatt es auszugeben.

In den Zwanzigern absichtlich bescheiden leben?

Wer studiert oder eine Ausbildung gemacht hat, weiß, was es heißt, einen sehr bescheiden Lifestyle zu führen. Die FIRE-People entscheiden sich dafür freiwillig. Sie schauen nach günstigen Deals, nutzen Rad statt Auto und kochen lieber selbst, bevor sie Geld fürs Restaurant ausgeben – und das in extremem Ausmaß.

Das Ziel: Durch Sparen an allen Ecken und Enden und die richtigen Wertanlagen die sogenannte FIRE-Zahl erreichen. Das ist die individuelle Summe an Geld, die du theoretisch brauchst, um bis zum Lebensende nicht mehr arbeiten zu müssen. Um auszurechnen, wie viel zu sparen musst, kannst du einen FIRE-Rechner nutzen. Ein vereinfachtes Beispiel:

Was das FIRE-Konzept interessant macht

Die Menschen von FIRE wollen so viel Geld anhäufen, dass sie damit ihre Miete, Strom, das Öffi-Abo und alle anderen laufenden Kosten finanzieren können. Dafür müssen sie streng organisiert sein – Zettelwirtschaft bringt wenig. Besonders gut gelingt ihnen der Finanz-Überblick mit extra angelegten Sparplänen und Unterkonten, die Ausgaben limitieren. So können sie genau nachvollziehen, wie viel Kosten für Lebensmittel, Kleidung und andere Anschaffungen anfallen.

Das ist nicht nur für organisierte Minimalistinnen und Minimalisten spannend, sondern auch für die unter uns, die endlich wissen wollen, wie viel Geld sie im Monat eigentlich für Kleidung oder Taxifahrten ausgeben.

Noch ein Trick von FIRE: Tauscht euch auch! Die FIRE-Community ist stark vernetzt und motiviert einander zum klugen Konsum, damit das jeweilige Ziel erreicht werden kann. Wie wäre ein Sparkonto für den Freundeskreis, damit alle motiviert und diszipliniert bleiben?

Übrigens: Der Sinn der FIRE-Bewegung war ursprünglich nicht, für immer den Job aufzugeben. Zunächst wollten die Gründenen ein Konzept schaffen, mit dem bewusster konsumiert und dem Planeten etwas Gutes getan werden kann.

Warum FIRE kontrovers ist

FIRE-People sind bekannt dafür, nicht viel zu brauchen. In der Stadt wohnen wäre von Nachteil, zu teuer. Viel reisen? Geht nicht. Jede Kinokarte, jeder Kaffee ToGo: Die kleinen Freuden des Lebens werden exakt abgewogen, alles fürs Sparziel. Für viele von uns ist das unvorstellbar. Wichtig ist hier, die Balance zwischen bewusstem Konsum und Knausrigkeit zu finden.

Wenn Überraschungen passieren – ein Unfall, Krankheit oder Reparaturen – ist das FIRE-Konzept ein riskantes Vorhaben. Vor allem, weil man früh aufgehört hat zu arbeiten und deshalb nicht in die Rentenkasse gezahlt hat.

Dazu kommt, dass sich nicht jeder Mensch für FIRE entscheiden kann. Du musst zwar nicht aus einem wohlhabenden Haushalt kommen, aber du benötigst ein starkes Einkommen bei gleichzeitig geringen Ausgaben. Der scheinbar typische FIRE-Sparer? Männlich, in der IT-Branche, spartanischer Lebensstil.

🔥 Was bedeutet das für mich?

Du kannst die FIRE-Bewegung als Inspiration für bewussten Konsum und mehr Überblick über deine Ausgaben betrachten. Aber natürlich gibt es verschiedene Meinungen zum Thema. Um dir deine zu bilden, könntest du dich fragen: Wäre es für dich ein erstrebenswertes Ziel, früh in die selbst finanzierte Rente zu gehen? Und wie sehr bist du in der Lage, einen minimalistischen Konsum zu leben?

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